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Griechisch: ‘der Geist / die Schicksalsmacht’
a. Θεός theós
Das griechische Standardwort für Gott ist θεός theós. Es bezeichnet unterschiedslos den biblischen wie den heidnischen Gott.
Es lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen, wo dieses Wort herkommt. Da es hinten betont ist, kann es nicht von einem griechischen Verb abgeleitet sein (ἄγος ágos ‘Führer’ von ἄγειν ágein ‘führen’), sondern ist entweder ein substantiviertes Adjektiv (wie νεός neós ‘neu’) oder ein Primärnomen (wie ἀνήρ anḗr ‘Mann’).
Für die zu Grunde liegende Wurzel gibt es folgendei Möglichkeiten:
Es handelt sich um Wort, das die Griechen von der Urbevölkerung übernommen haben. Grundwort und Grundbedeutung: unbekannt.
Es handelt sich um ein Wort, das aus einer japhetitischen Wurzel abgeleitet ist.
In Frage kommt z.B. *dʰeʊḫ- = griechisch θύειν thýein ‘in heißer Erregung sein > räuchern, opfern’, daraus z.B. griechisch θῦμα thŷma ‘Opfergabe’, θυμός thymós ‘Gemütsbewegung, Seele, Geist’. *dʰeʊós Gott wäre also entweder als ‘Empfänger von Opfern’ oder als eine ‘das Gemüt bewegende Kraft’ gekennzeichnet. Dann wäre das griechische Wort mit altslawisch дѹхъ duchŭ ‘Geist’ verwandt.
Johann Baptist Hofmann, Etym. Wb. d. Griech. 114 vergleicht griech. θέσκελος théskelos ‘wunderbar, herrlich’, θεσπέσιος thespésios ‘wunderbar, göttlich’, θέσφατος thésphatos ‘von Gott gesprochen’. θεός theós käme also von *dʰesós. Weitere Herkunft fraglich.
Dazu gehören vielleicht auch armen. dik ‘Götter’, lat. feriae ‘Feiertage’, festus ‘feierlich’ lassen sich als ‘festgesetzte Tage’ < *dʰe- ‘setzen’ (griech. τιθέναι tithénai) verstehen. Wenn Gott der ‘Setzer’ wäre, müsste aber *θέος théos betont werden, s.o.
Das griechische Wort ist identisch mit lateinisch dĕus ‘Gott’ (Abklang). Es könnte auch aus religiöser Scheu entstellt worden sein, vgl. unser Potzblitz statt Gottsblitz, Herrschaft noch mal statt Herrgott noch mal.
b. Δαίμων Daímōn
Eine konkurrierende Bezeichnung war ursprünglich δαίμων daímōn oder δαιμόνιον daimónion ‘göttliches Wesen; Schicksalsmacht’, abgeleitet wohl von δαίεσθαι daíesthai ‘teilen, verteilen’. Die Gottheit wäre demnach gekennzeichnet als ‘Zuteilerin’ des Schicksals. Δαιμόνιον daimónion nennt Sokrates die innere Stimme, die ihn berät und warnt. Später, bekommen die beiden Wörter die Bedeutung ‘untergeordnete Gottheit’ und schließlich ‘böser Geist, Teufel’.